Rush war eine kanadische Rockband, bestehend aus dem Bassisten, Keyboarder und Sänger Geddy Lee, dem Gitarristen Alex Lifeson und dem Schlagzeuger Neil Peart. Sie bestand von 1968 bis 2018.
Bandgeschichte
Auf dem ersten Album spielte John Rutsey (1953–2008) Schlagzeug, er stieg dann aus gesundheitlichen Gründen aus. Peart folgte 1974, dann änderte sich die Besetzung nicht mehr. Lee sang alle Titel, nahezu alle Texte wurden von Peart geschrieben.
Peart kündigte im Dezember 2015 an, die Band aus privaten Gründen zu verlassen. Die Auflösung wurde von Lee und Lifeson im Januar 2018 bekannt gegeben. Neil Peart starb am 7. Januar 2020 an einem Glioblastom.
In einem Interview sagte Alex Lifeson Ende Januar 2021, dass er und Geddy Lee auch nach dem schmerzlichen Verlust ihres Drummers und Freundes mit etwas Abstand durchaus darüber reden, wieder einmal zusammen Musik zu machen. In welcher Form und unter welchem Namen sei bislang noch völlig offen, da an einen Neustart unter den herrschenden Bedingungen der COVID-19-Pandemie noch nicht zu denken sei.
Seit vielen Jahren feiern Fans den International Rush Day am 21. Dezember. Das Datum 21.12. wurde aus dem Titel des Erfolgsalbums 2112 abgeleitet.
Alben
Rushs Musikstil hat sich im Lauf der Zeit stark verändert. Die Alben vor Permanent Waves (1980) sind eine Mischung aus Hard Rock und aufkommenden Heavy Metal sowie Progressive Rock. Die Liedtexte dieser Zeit waren geprägt von Science-Fiction und zum Teil philosophischen Einflüssen von Ayn Rand, was bei den Alben 2112 (von 1976) und Hemispheres (1978) deutlich wird.
Mit Permanent Waves begannen die größten Veränderungen: Obwohl die Musik weiterhin auf Hardrock basierte, baute das Trio zunehmend Keyboardklänge ein. Die Lieder gerieten kürzer, kamen aber auch schneller auf den Punkt. Zwar fiel Rushs Songwriting, d. h. Musik und Text, nun etwas konventioneller und somit zugänglicher aus, der Stil des Trios blieb jedoch weiterhin progressiv, wenn auch mit einer Portion Alternative Rock versehen. Speziell der Titel Spirit of Radio, benannt nach der wegweisenden lokalen Radiostation CFNY aus Toronto, wurde ein großer Hit in der alternativen Szene. Ein weiterer Favorit der amerikanischen „Classic Rock“-Radiostationen jener Zeit ist Tom Sawyer vom 1981er Album Moving Pictures. Einige ihrer komplexesten Songs und etliche Klassiker wie z. B. Subdivisions, Distant Early Warning und Force Ten entstammen der Zeit zwischen 1982 und 1987. Allerdings empfand die Band selbst die Technisierung des Sounds insbesondere bei Live-Auftritten als zunehmende Beeinträchtigung. Auf den folgenden Alben vollzogen Rush daher eine langsame Abkehr vom Synthie-lastigen Sound der 80er, ohne dabei das Songwriting zu vernachlässigen. Mit Roll the Bones legte die Band 1991 ein überaus erfolgreiches und von Kritikern und Fans enthusiastisch aufgenommenes Album hin, das mit Dreamline, Bravado und dem Titeltrack drei Lieder enthält, die sich zu Live-Klassikern entwickelten. 1993 erschien Counterparts. Dieses Album ist sehr Hardrock-orientiert.
Nach dem 1996er Album Test for Echo legte die Band eine sechsjährige Pause ein, die durch persönliche Tragödien in Pearts Leben ausgelöst wurde: Pearts Tochter Selena starb bei einem Autounfall im August 1997, gefolgt vom Krebstod seiner Frau Jacqueline im Juni 1998. Lange war es fraglich, ob die Band jemals wieder zusammenkommen würde.
Peart begab sich schließlich auf eine selbstverordnete Heilungsreise mit dem Motorrad, bei der er tausende Kilometer durch Nordamerika und Mexiko fuhr. Die Erlebnisse veröffentlichte er in dem Buch Ghost Rider: Travels on the Healing Road.
Die Band kehrte 2002 mit dem überraschenderweise ziemlich harten Album Vapor Trails zurück, dem ersten Album ohne Keyboards seit Caress Of Steel aus dem Jahr 1975. Darauf befindet sich auch der Song Ghost Rider, der Pearts Motorrad-Reise beschreibt. Öffentliche Auftritte wie Pressekonferenzen oder Interviews überließ Peart fortan immer häufiger seinen beiden Bandkollegen.
Ab Mai 2006 arbeiteten die drei Kanadier an neuen Stücken. Im November 2006 waren Rush mit Co-Producer Nick Raskulinecz in den Allaire Studios, N.Y., um das neue Album zu produzieren. Es trägt den Titel Snakes & Arrows und erschien am 27. April 2007.
Am 1. Juni 2010 erschien die Single Caravan. Am 8. Juni 2012 wurde das Album Clockwork Angels in Europa veröffentlicht und Rush tourte damit ab September 2012 in Nordamerika und ab Mai 2013 in Europa, u. a. mit Auftritten am 4. Juni 2013 in Köln und 6. Juni 2013 in Berlin. Die „Clockwork Angels Tour“ wurde erstmals in der Bandgeschichte von Streichern begleitet. Das Album Clockwork Angels stieg mit Platz 2 und 103.000 verkauften Einheiten in die Billboard Charts ein.
Des Weiteren erschien der Film Beyond The Lighted Stage, der ab 7. Juni in ausgewählten Kinos zu sehen war. Der Film beschreibt den Werdegang der Band – produziert wurde er von Scot McFadyen und Sam Dunn, die auch schon für Filme wie Metal – A Headbanger’s Journey oder Global Metal verantwortlich waren.
Rush live
Rush galt als bemerkenswerte Live-Band. Zum einen trat die Band nur in der Kernbesetzung auf und verzichtete auf Gastmusiker. Da der Anteil elektronischer Elemente seit Anfang der 1980er-Jahre gestiegen war und Geddy Lee zugleich Bass und Keyboards spielen sollte und zu singen hatte, mussten weite Teile der Musik per Computer zugespielt werden; der technische Aufwand für Live-Auftritte erreichte bei Rush einen Umfang, den sonst nur Elektronik-Bands wie Depeche Mode kannten. Bemerkenswert ist aber, dass Rush nach wie vor keine mitlaufenden Samplings verwendeten, sondern sämtliche Effekte von den Musikern über Keyboards, Pedale oder Drum-Pads ausgelöst wurden.
Vapor Trails diente als Stoff für die erste Tour seit 1996, unter anderem mit Erstauftritten in Mexiko-Stadt und Brasilien, wo die legendäre Live-DVD «Rush in Rio» entstand.
Die Band war unter anderem eine der berühmten Bands, die bei dem »SARS Relief Konzert« im Downsview Park in Toronto im August 2003 spielten, das von über einer halben Million Zuschauer besucht wurde.
Im Verlauf der Jahre erschienen etliche Live-Alben, das erste mit dem Titel All The World’s a Stage im September 1976, Exit Stage Left erschien 1981, das dritte Show of Hands um 1989; das Drei-CD-Album Different Stages folgte 1998, das zweite Drei-CD-Album Rush in Rio, erschien Ende Oktober 2003. Eine Companion-DVD ist ebenfalls verfügbar.
Im November 2005 erschien die DVD R30 – 30th Anniversary Tour, ein um acht Songs gekürzter Mitschnitt des Konzertes aus Frankfurt/Main vom 24. September 2004. Die DVD belegte hinter Green Day Platz 2 der Billboard Charts. Die Hintergrundmusik der Menus dieser DVD wurde von Alex Lifeson persönlich beigesteuert. Die Bluray-Ausgabe enthält das komplette Konzert.
Auch zu ihren kommerziell erfolgreichsten Zeiten war die Band in Kontinentaleuropa weit weniger bekannt als in Nordamerika und Großbritannien. Konzerte auf dem europäischen Kontinent hatten daher Seltenheitswert.
Am 17. November 2009 ist die erste „Best Of“ Live-Zusammenstellung mit dem Titel Working Men erschienen, der zwei Jahre später das Livealbum Time Machine 2011: Live in Cleveland folgte. Das Album enthält u. a. das Stück Caravan, welches bereits im Jahr 2010 im Voraus für das angekündigte neue Album exklusiv zum Download angeboten wurde und Moving Pictures ganz.
Anfang Dezember 2015 erklärte Neil Peart in einem Interview, dass er sich aus der Band zurückziehen werde. Als Grund gab er an, mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu wollen. Nach Äußerungen von Alex Lifeson mögen aber auch gesundheitliche Beeinträchtigungen dazu beigetragen haben, da im Verlauf der letzten Jahre Lifeson selbst vermehrt mit Psoriasisarthritis und Peart mit chronischer Tendinitis zu kämpfen hatten.
Lifeson deutete zwar an, dass weitere (kleinere) Konzerte und Soundtrack-Arbeiten denkbar seien; die Band selbst würde jedoch in ihrer alten Zusammensetzung weder auftreten noch weitere Produktionen einspielen. Am 7. Januar 2020 starb Schlagzeuger Neil Peart an den Folgen eines Hirntumors.