Gibson Les Paul Special Styled

Beach Boys

Wandel des Musikgeschmacks

Gegen Ende der 1960er Jahre wurde die Musik der Beach Boys aus verschiedenen Gründen als immer weniger zeitgemäß wahrgenommen. Der R&B, Soul und Funk befreite sich zusehends aus der Marktnische einer rein schwarzen Konsumentenschicht und wurde langsam massenkompatibel. Diese Stile konkurrierten in ihrer Vermittlung von Lebensfreude mit der Musik der Beach Boys, hatten aber den Vorteil, durch eine stärkere Betonung rhythmischer Elemente tanzbarer zu sein. Andererseits tendierte der Zeitgeschmack zunehmend zu einer härteren, raueren und auch gitarrenbetonteren Rockmusik. Im Kontrast zum nun „angesagten“ exaltierten Gesang eines Joe Cocker oder Robert Plant und den in Mode kommenden langen Gitarren- beziehungsweise Schlagzeugsoli zum Beispiel von Alvin Lee oder Ginger Baker wirkte der gepflegte und sauber intonierte Vokalsatz der Beach Boys eher antiquiert. Im Vergleich mit der musikalischen Experimentierfreude und dem bildungsbürgerlichen Anspruch des Psychedelic- und Progressive Rock wurden die früheren Experimente und Innovationen von Pet Sounds und Smile nun als zaghaft wahrgenommen. Die unbeschwerten Texte und das Image der Band wirkten im Kontext des aufkommenden sozialkritischen Gestus der 68er-Bewegung vergleichsweise überholt. Peter Ames Carlin schreibt zu diesem Wandel des Musikgeschmacks:

“Once at the absolute center of the American rock ’n’ roll scene, the Beach Boys found themselves woefully out of step with the mood and rhythm of the nation’s popular culture. […] And perhaps it was inevitable. In a year rent by public assassination, a bloody and controversial war, bitter protest on college campuses, and a racial divide that seemed only to grow more jagged as time went on, it’s impossible to imagine how a group of sweet-faced boyish utopians […] could capture anyone’s imagination. No, 1968 was the time for Jimi Hendrix’s psychedelic guitar frenzy, for the windmilling rage of the Who, for the Doors’ existentialist circus of horrors, and for the Rolling Stones, […]”



„Waren sie einst noch mitten im Zentrum der [US-]amerikanischen Rock-’n’-Roll-Szene gestanden, mussten die Beach Boys jetzt traurig feststellen, dass sie den Anschluss an Stimmung und Rhythmus der Popkultur im Land verloren hatten. […] Vielleicht war das auch unvermeidlich. Das Jahr war zerrissen von einem öffentlichen Mord, einem blutigen und umstrittenen Krieg, erbitterten Protesten in den Colleges und der Kluft zwischen den Rassen, die mit fortschreitender Zeit nur größer zu werden schien. Es ist schwer vorstellbar, wie eine Gruppe süß aussehender, jungenhafter Schwärmer […] in solch einem Jahr irgend jemandes Fantasie hätte einfangen können. Nein, 1968 war die Zeit für den psychedelischen Gitarrenrausch von Jimi Hendrix, für die windmühlenartigen Rasereien von The Who, für den existentialistischen Horrorzirkus der Doors, und für die Rolling Stones, […]“

– Peter Ames Carlin: Catch a Wave – The Rise, Fall & Redemption of the Beach Boys’ Brian Wilson

All diese Faktoren bewirkten, dass die Musik der Beach Boys in den USA nun häufig als Relikt der Beat-Ära empfunden wurde. Im immer noch relativ konservativen Großbritannien wurden die Beach Boys allerdings erst seit Pet Sounds richtig wahrgenommen. Die nun ernster und erwachsener wirkende Musik der Band – weiterhin verpackt in „fröhliche“ Harmonien und raffinierte Arrangements – sowie das kalifornische Surferimage fanden hier und später auch auf dem Kontinent eine immer größere Anhängerschaft. In den Ländern des ehemaligen Ostblocks wurden sie als Symbole für Freiheit und individuelle Selbstverwirklichung sehr populär.


Imagewechsel und eine neue Plattenfirma

1967 sollten die Beach Boys die Hauptakteure des Monterey Pop Festivals sein. Der im Organisationskomitee vertretene Brian Wilson sagte den Auftritt jedoch im letzten Moment ab. Im selben Jahr begann die Band mit den Aufnahmen zum Nachfolgealbum Wild Honey, die ausschließlich in Brian Wilsons Heimstudio abgehalten wurden. Die Bandmitglieder spielten, zum ersten Mal seit langem, sämtliche Instrumente der wesentlich einfacher gehaltenen Arrangements selbst ein und beteiligten sich zudem an der Produktion. Brian Wilson arbeitete als Komponist wieder verstärkt mit Mike Love und Al Jardine zusammen. Das Lied How She Boogalood It war schließlich das erste Stück, das ohne Zutun von Brian Wilson entstand.

Dieser Trend setzte sich auf dem im Juni 1968 veröffentlichten Album Friends fort. Die meisten Lieder entstanden als Zusammenarbeit der drei Wilson-Brüder mit Al Jardine. Love hielt sich zu dieser Zeit zusammen mit den Beatles und Donovan in Indien auf, um dort von Maharishi Mahesh Yogi in Transzendentaler Meditation unterwiesen zu werden.

Dennis Wilson komponierte gemeinsam mit dem kalifornischen Lyriker Stephen Kalinich seine ersten Stücke, von denen er zwei auf Friends veröffentlichte. Zur gleichen Zeit lernte er Charles Manson kennen, der selbst Ambitionen als Musiker hatte. Dennis Wilson trat in der Folgezeit verstärkt als Komponist in Erscheinung, wobei er zwei seiner Lieder gemeinsam mit Manson komponierte, der in den Credits nicht genannt werden wollte.

Auf dem letzten Album der 1960er Jahre, 20/20, arbeitete Carl Wilson schließlich zum ersten Mal als Produzent. Brian Wilsons Rückzug wurde dadurch dokumentiert, dass er zum ersten Mal in der Bandgeschichte nicht auf dem Schallplattencover abgebildet ist. Während Friends und 20/20 in den USA kommerziell erfolglos waren, konnte die Band in Europa große Erfolge verzeichnen. Die Singleauskoppelung Do It Again kam auf Platz eins in Großbritannien. Ein Jahr darauf folgte das von Jardine produzierte Cottonfields, das in fünf Ländern auf Rang eins kletterte. Auch mit I Can Hear Music und Break Away, das Brian Wilson mit seinem Vater schrieb, waren sie in den britischen Top Ten vertreten.

Ab 1968 fanden mit Unterstützung von Begleitmusikern mehrere Tourneen durch Europa statt. Dabei wurden im Gegensatz zu den Oldies, die die Band in der Vergangenheit meist in ihrer Heimat gespielt hatte, größtenteils neuere Stücke vorgetragen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Beach Boys zwei Singles sowie das Album Smiley Smile über ihre eigene Plattenfirma veröffentlicht. Ihr neues Material wollte die Band in Zusammenarbeit mit einer zusätzlichen Partnerfirma vertreiben. Zunächst wurde mit der Deutschen Grammophon verhandelt, der Vertrag jedoch in quasi letzter Sekunde doch nicht abgeschlossen. Lenny Waronker wollte die Beach Boys für Warner Bros. verpflichten.



Auf Drängen von Van Dyke Parks, der beim Warner-Präsidenten Mo Ostin Fürsprache für die Beach Boys gehalten hatte, erhielten sie einen Vertrag über acht Alben, der ihnen viele Freiheiten zugestand. Brian Wilsons Heimstudio wurde auf Drängen der Band abgebaut, teilweise taten sie dies, um Brian Wilson dazu zu bringen, das Haus zu verlassen. Dieser funktionierte daraufhin sein Wohnzimmer in ein Aufnahmestudio um. Wenig später richteten sie in Santa Monica das Brother Studio ein.

Da die Aufnahmen zum ersten Album für Warner sich in die Länge zogen, erschien zunächst nur die Single Add Some Music to Your Day. Das dazugehörige Album sollte bereits im Frühjahr 1970 veröffentlicht werden, wurde aber für weitere Überarbeitungen mehrmals zurückgehalten. Nach einer weiteren Singleauskoppelung (Slip on Through/This Whole World) wurde schließlich am 31. August 1970 Sunflower veröffentlicht. Das Album erreichte in Großbritannien Platz 29,[19] kam jedoch in den USA über Platz 151 der Billboard-Charts nicht hinaus.[10] Es enthält Kompositionen von sämtlichen Band-Mitgliedern mit Ausnahme Carl Wilsons, der wieder verstärkt als Produzent auftrat.

Da die Beach Boys und ihr Publikum älter geworden waren, versuchte die Band, die Musik mehr nach den Hörgewohnheiten ihres Publikums auszurichten. Demzufolge änderten sich Stil und Themen der Lieder. Es wurde verstärkt die Zerstörung der Umwelt und deren Schutz angesprochen. Ebenso war die Transzendentale Meditation weiterhin präsent. All diese Einflüsse wurden auf dem Nachfolgewerk Surf’s Up spürbar, auf dem Carl Wilson sein Debüt als Komponist gab. Verstärkt wurde dieser Einfluss durch den neuen Manager Jack Rieley, der sich als Texter in die Band einbrachte. Surf’s Up verkaufte sich in den USA und in Europa wesentlich besser als die vorangegangenen Alben. Die Bandmitglieder hatten sich musikalisch weiterentwickelt, so dass jeder fähig war, mehrere Instrumente zu spielen und Lieder zu produzieren.

1972 verstärkte sich die Band mit den südafrikanischen Musikern Blondie Chaplin an der Gitarre und Ricky Fataar am Schlagzeug, die zuvor der Band The Flame angehört hatten. Die Neuaufnahme der beiden Musiker war notwendig, da Bruce Johnston von der Band entlassen worden war und sich Schlagzeuger Dennis Wilson eine schwere Handverletzung zugezogen hatte. In dieser Besetzung nahm die Band das Album Carl and the Passions – „So Tough“ auf und fasste nach einer weiteren Europatournee den Entschluss, das nächste Album in den Niederlanden aufzunehmen, wo sie sich besonders hoher Popularität erfreuten. Die Beach Boys verbrachten insgesamt sechs Monate mit den Arbeiten zu Holland, für die eigens ein Studio aus den Vereinigten Staaten eingeflogen wurde. Das Album aus dem Jahr 1973 verkaufte sich in Europa und den USA gut. Zudem erschien das Album In Concert mit Mitschnitten aus der Europatournee desselben Jahres, für das die Band ihre erste Goldene Schallplatte der 1970er Jahre erhielt.


Endless Summer – und Brian Wilsons Rückkehr

Um ihr Publikum in den USA zurückzugewinnen, verzichtete die Band ab 1973 auf die Veröffentlichung neuer Alben und gab stattdessen viele Konzerte in ihrer Heimat. Nachdem Blondie Chaplin bereits im selben Jahr während eines Auftritts entlassen worden war, verließ ein Jahr später Ricky Fataar die Band, da er nicht ständig auf Tournee sein wollte. Dennis Wilson hatte in den Jahren 1972 bis 1974 das Klavier gespielt und kehrte nach Fataars Rückzug wieder ans Schlagzeug zurück. Zudem schrieb er in dieser Zeit ständig neue Lieder, von denen einige von den Beach Boys live dargeboten wurden.

Zur selben Zeit wollte Capitol Records, die ehemalige Plattenfirma der Band, eine weitere Kompilation mit Beach-Boys-Hits veröffentlichen. Gemeinsam mit Mike Love erarbeiteten sie eine Titelliste für ein Doppelalbum der Hits von 1961 bis 1965. Love wählte Endless Summer als Namen für dieses Album. Diese Zusammenstellung erreichte in den USA den ersten Platz der Billboard-Charts und wurde zur ersten Veröffentlichung seit Good Vibrations, die sich millionenfach verkaufte. Insgesamt verblieb das Album drei Jahre in den Charts.

Sofort nach diesem Erfolg veröffentlichte Capitol mit Spirit of America eine weitere Hitzusammenstellung, die sich ebenfalls sehr gut verkaufte. Die Gruppe wurde so einer neuen Fangeneration zugänglich, was wiederum zu ausverkauften Konzerten führte. Mit dem Erfolg von Endless Summer und der Auszeichnung zur „Band des Jahres 1974“ durch das Musikmagazin Rolling Stone wurde gleichzeitig Brian Wilsons Rückkehr proklamiert. Dieser begann wieder mit der Band zu arbeiten und neue Lieder zu schreiben. Die zum 15-jährigen Bandjubiläum 1976 veröffentlichte Single Rock and Roll Music erreichte Platz fünf. Auch das Album 15 Big Ones, das wieder allein von Brian Wilson produziert wurde, landete in den Top Ten. Im selben Jahr stieß die von Capitol Records für Europa produzierte Hit-Zusammenstellung 20 Golden Greats auf Platz eins in Großbritannien vor.

Brian Wilson trat wieder vermehrt bei Konzerten in Erscheinung. Das nächste Album The Beach Boys Love You von 1977 enthielt ausschließlich neue Kompositionen von ihm, der im Studio zudem fast sämtliche Instrumente selbst einspielte. Da Mike Love und Al Jardine zu diesem Zeitpunkt bereits mit anderen Plattenfirmen über einen Vertrag verhandelten, bewarb Warner Bros das Album kaum, so dass der Verkauf hinter den Erwartungen blieb.



Seit Mitte der 1970er Jahre war es verstärkt zur Gruppenbildung innerhalb der Band gekommen: Jardine und Love bildeten als Anhänger der Transzendentalen Meditation eine Fraktion, die Wilson-Brüder Dennis und Carl die andere. Die musikalischen Ansichten innerhalb der Band drifteten auseinander: Carl und Dennis Wilson wollten mit neuen Songs im Stil von Smile die Karriere der Band vorantreiben, während sich Mike Love und Al Jardine auf die Erfolge der Best-of-Alben beriefen und vermehrt Lieder kreieren wollten, die wie ihre Hits klangen. Im September 1977 stand die Trennung der Band im Raum, bis schließlich Love und Jardine die Führung übernahmen. Dennis Wilson veröffentlichte sein erstes Soloalbum Pacific Ocean Blue, während Carl Wilson versuchte, seine Drogenprobleme zu bewältigen.

Love und Jardine arbeiteten Ende 1977 gemeinsam mit dem Tournee-Musiker Ron Altbach am Album M.I.U., das an der Maharishi Institute University in Fairfield (Iowa) aufgenommen wurde. Das Album geriet jedoch zum kommerziellen Fiasko; die Verkaufszahlen waren niedrig und M.I.U. verschwand nach nur wenigen Wochen aus den Verkaufsregalen.[8] Dies stärkte hingegen den Einfluss der Wilson-Brüder, die wieder vollends zur Band zurückkehrten. Um die Streitigkeiten zu minimieren, beschloss die Band, zum ersten Mal mit einem externen Produzenten zusammenzuarbeiten. Man einigte sich 1979 auf den früheren Bandkollegen Bruce Johnston, der schließlich wieder ein reguläres Mitglied wurde. Das folgende Studioalbum L.A. (Light Album) war wohl der größte Kompromiss der Bandgeschichte, da es alle Mitglieder gleich beteiligte. Das Album entstand im Rahmen des neuen Plattenvertrags mit Caribou Records. Von den vier Singles, die es in die Charts schafften, war Lady Lynda mit einem sechsten Rang in Großbritannien die erfolgreichste.


Spätere Erfolge

Neben Keepin’ the Summer Alive, dem letzten Album der originalen Beach Boys, kletterte Anfang der 1980er Jahre ein von Capitol veröffentlichtes Beach-Boys-Medley auf Platz zwölf der Billboard-Charts, und die nachfolgende Single der Beach Boys – Come Go With Me – erreichte Rang 18. Abermals wurden neue Projekte hintangestellt. Die Beach Boys spielten zu diesem Zeitpunkt weiterhin weltweit über 100 Konzerte pro Jahr. 1981 verließ Carl Wilson die Band, um an seiner Solokarriere zu arbeiten. Er wirkte nur noch bei einigen Auftritten mit und wurde bei den restlichen Konzerten durch Jeffrey Foskett ersetzt. Ab 1980 gaben die Beach Boys in Washington jährlich zum Unabhängigkeitstag ein großes Konzert, was ihnen 1983 von Innenminister James Watt untersagt wurde und der Band viel Publicity in den Medien brachte. Ein weiteres Mal waren sie in den Schlagzeilen, als der Tod von Bandmitglied Dennis Wilson mitgeteilt wurde, der im Dezember 1983 im Alter von 39 Jahren bei einem Tauchunfall ums Leben kam. Am 4. Juli 1984 spielten sie vor über 700.000 Menschen erneut in Washington.

Brian Wilson begann aufgrund seiner Probleme eine Therapie, was die Band veranlasste, nach neuen musikalischen Partnern zu suchen. Auf Vermittlung von Bruce Johnston begann sie eine Zusammenarbeit mit dem Produzenten Terry Melcher. Mike Love schrieb mit ihm zusammen das Lied Getcha Back, das 1985 ein Top-20-Hit wurde. Das folgende Studioalbum The Beach Boys (1985) schaffte es in die Top 50 und war das letzte Album beim Label Caribou Records, das seinen Betrieb einstellte. Die Beach Boys hatten in dieser Phase keinen festen Plattenvertrag mehr und arbeiteten projektbezogen. Mit Melcher brachten sie 1986 zwei neue Singles in die Charts.

1987 landeten die Beach Boys mit Wipe Out zusammen mit The Fat Boys auf beiden Seiten des Atlantiks einen großen Hit. Das Lied kam in Großbritannien bis auf Rang zwei. Zum Zeitpunkt, als Brian Wilson seinen endgültigen Abschied aus der Band bekannt gab, um sein Soloprojekt voranzutreiben, hatten die verbleibenden Mitglieder mit Kokomo in den USA und Australien einen unerwarteten Nummer-eins-Hit. Das Lied avancierte zum meistverkauften Lied ihrer Karriere. Ihre frühere Plattenfirma Capitol Records bot ihnen darauf einen Vertrag für ein neues Album an. Still Cruisin’, so der Titel, wurde erneut ein Top-50-Album und erhielt eine Goldene Schallplatte. Wieder wurde die Band bei einer neuen Generation populär und beschränkte sich fortan darauf, zu einer reisenden „Oldies-Band“ zu werden.

Das nächste Studioalbum, Summer in Paradise aus dem Jahr 1992, musste die Gruppe über ihre eigene Plattenfirma Brother Records veröffentlichen. Trotz Werbung in diversen Fernsehserien, in denen die Beach Boys als Gaststars auftraten – unter anderem Baywatch – Die Rettungsschwimmer von Malibu und Full House –, wurde das Album zum kaum beachteten Ladenhüter. Die Band trennte sich von Terry Melcher. Zu diesem Zeitpunkt wurden sie stimmlich bereits von Matt Jardine unterstützt, dem ältesten Sohn von Alan Jardine, der live die Falsettpassagen sang und zum halboffiziellen Bandmitglied wurde. Im Herbst 1995 wollten die Beach Boys mit Brian Wilson ein gemeinsames Studioalbum aufnehmen. Wilson arbeitete zu diesem Zeitpunkt mit Andy Paley als Partner, was den anderen Beach Boys nicht zusagte. Unter der Regie von Brian Wilson und Don Was nahmen sie gemeinsam einige Stücke auf. Während dieser Aufnahmen verließ Carl Wilson das Studio, und das Albenprojekt wurde eingestellt. Als Kompromiss veröffentlichte die Band – mit Brian Wilson – das Album Stars and Stripes Vol. 1, auf dem diverse Country-Gaststars die früheren Hits der Band interpretierten und die Beach Boys den Harmoniegesang beisteuerten. Das Album verfehlte knapp die Top 100, fand in der Country-Szene jedoch Beachtung.

1996 bot Virgin Records den Beach Boys einen Plattenvertrag für ein Album an. Bedingung von Virgin war, dass das Album von Sean O’Hagen und Brian Wilson gemeinsam produziert würde und 80 % des Liedgutes aus Brian Wilsons Feder stammen musste. Da seine Beteiligung nicht garantiert werden konnte, kam es nicht zum Vertragsabschluss. Im selben Jahr wurde das Album Pet Sounds vom Mojo Magazin zum besten Album aller Zeiten gewählt. 1998 starb Carl Wilson im Alter von 51 Jahren an Lungenkrebs. Dies markierte das unausgesprochene Ende der Beach Boys.


Beach-Boy-Bands und Veröffentlichungen nach 1998

Nach Carl Wilsons Tod vergab Brother Records die Lizenz für die Namensrechte am Bandnamen an Mike Love, der seitdem gemeinsam mit Bruce Johnston und einer neuen Begleitband unter dem Namen „The Beach Boys“ Konzertreisen durch die Welt veranstaltet. Er darf den Namen allerdings nicht für Plattenaufnahmen nutzen. Von Ende 1997 bis 1999 unterstützte sie David Lee Marks, der für zwei Jahre zur Band zurückkehrte.

Alan Jardine hatte die Band zu diesem Zeitpunkt, ebenso wie ein Gutteil der langjährigen Begleitmusiker, bereits verlassen. Er gründete mit diesen, seinen beiden Söhnen und Brian Wilson’s Töchtern die Band „Beach Boys Familys and Friends“ (später unbenannt in Al Jardine’s Familys and Friends). Diese veröffentlichten 2001 den Live-Mitschnitt Live in Las Vegas.

Brian Wilson ging mit seiner 10-köpfigen Begleitband selbst auf Tournee und veröffentlichte in unregelmäßigen Abständen Solo-Alben.

Die Beach Boys veröffentlichten 2003 das Livealbum Good Timin’: Live at Knebworth England 1980, welches einen Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1980 enthält, an dem alle sechs damaligen Bandmitglieder teilnahmen. Im selben Jahr brachte Capitol Records die Kompilation Sounds of Summer heraus, die bis auf Rang 16 der Billboard-Charts kam.

Zum 40-jährigen Jubiläum des Albums Pet Sounds im Jahre 2006 trafen die noch lebenden Beach Boys am Capitol Tower, dem Hauptsitz ihrer ersten Plattenfirma in Los Angeles zusammen, um dies zu feiern.

Im April 2011 erschien auf Betreiben von Al Jardine die von ihm komponierte Single Don’t fight the Sea als Benefizsingle für das Erdbeben in Japan. Es handelte sich hierbei um ein unveröffentlichtes Stück aus den frühen 1980er Jahren. Die noch lebenden Beach Boys trafen sich hierbei in Al Jardine’s Studio, um den Gesang einzusingen. Der Beitrag von Carl Wilson entstammte Archivmaterial. Veröffentlicht wurde die Single allerdings nicht als „The Beach Boys“, sondern unter den Namen der Musiker.

Reunion 2012/50. Jubiläum

Zur Feier des 50. Bandjubiläums erging die Ankündigung von Capitol Records, das Smile-Album als Sessions Box veröffentlichen zu wollen. The Smile Sessions wurde schließlich am 1. November 2011 veröffentlicht und erreichte in mehreren Ländern die Top 30 der Charts.



Wenig später wurde offiziell verkündet, dass die noch lebenden Beach Boys für das Jahr 2012 eine Welttournee mit 50 Konzertterminen planten, ebenso wie die Veröffentlichung eines neuen Studio Albums bei Capitol Records. Als Produzent und Co-Songwriter für das Album wurde Joe Thomas engagiert, der bereits bei „Stars & Stripes“ mit der Band gearbeitet hatte. Das Album That’s Why God Made the Radio wurde schließlich am 1. Juni 2012 veröffentlicht. Getragen von einer Nostalgiewelle erreichte dieses Platz 3 der amerikanischen Billboard Charts.

Die dazugehörige Tournee, die aufgrund der hohen Nachfrage bald von 50 auf 75 Konzerte erweitert wurde, begann im April 2012. Unterstützt wurden die Beach Boys hierbei von Brian Wilsons Band. Nach Abschluss ebendieser gingen die Bandmitglieder allerdings wieder ihre getrennte Wege. Love und Johnston tourten weiterhin als „The Beach Boys“, und Al Jardine schloss sich der Band von Brian Wilson an. In mehreren Interviews hatte Wilson die Absicht erklärt, ein weiteres Album mit den „Beach Boys“ aufzunehmen. Einige dieser geplanten Stücke wurden auf seinem bisher letzten Soloalbum No Pier Pressure im Jahr 2015 veröffentlicht, wobei Jardine diesen Aufnahmen beiwohnte.

Diskografie

Die Beach Boys veröffentlichten von 1962 bis 2015 insgesamt 29 Studio-Alben sowie drei Live-Alben in den Jahren 1964, 1970 und 1973. Beach Boys Concert ist ihr einziges reguläres Album, das die Billboard Charts anführte.

Die Band veröffentlichte von 1961 bis 1996 insgesamt 75 Singles, von denen 58 in die amerikanischen Billboard-Charts gelangten. Ihre erste Notierung war der Titel Surfin, der im November 1961 Platz 75 erreichte, ihre letzte Hitparadenplatzierung gelang ihnen mit Fun, Fun, Fun (eine Neuaufnahme zusammen mit Status Quo) am 1. Februar 1996 mit Platz 24 in England. In den USA kamen insgesamt vier Singles auf Rang eins, weltweit waren es neun. Durch ihr letztes Album That’s why god made the Radio, welches 2012 Platz 3 der Billboard Charts erreichte, Dies war – historisch betrachtet – dahingehend bemerkenswert, da es die Spanne zwischen dem ersten und letzten Top–10–Album einer Band, auf 49 Jahre und 1 Woche verlängerte. Der bisherige Rekord der Beatles lag bei 47 Jahren.

1966 begann ihre Plattenfirma Capitol Records, Best-Of-Sammlungen der Beach Boys zu veröffentlichen. Drei dieser Zusammenstellungen erreichten den ersten Rang in den Charts. Zudem haben die Beach Boys über die Jahre hinweg ein Dutzend Alben aufgenommen, die nicht veröffentlicht wurden. Einige Lieder aus diesen Alben erschienen über die Jahre auf diversen Beach-Boys-Samplern.


Produktion

Den Angaben auf den Schallplattencovern zufolge produzierte der Capitol-Produzent Nick Venet die ersten beiden Alben, obwohl ein erheblicher Teil der Produktionsarbeit wahrscheinlich von Brian Wilson geleistet wurde. Vor allem aus den Session-Sheets geht hervor, dass Venets Rolle bei der Produktion lediglich darin bestand, die verschiedenen Takes anzusagen. Arrangements und Klanggebilde stammten von Wilson, der sich öfter darüber beklagte, dass Venet versuchte, den Sound zu verändern. Ab dem dritten Album Surfer Girl wurde Wilson offiziell als Produzent aufgeführt. Damit waren die Beach Boys die erste Band, die sich selbst produzierte. Sie ebneten so den Weg für Generationen von Musikern und Bands, die zuvor immer einem Produzenten unterstellt waren, den die Plattenfirma der Band zuwies. Mit der Veröffentlichung von Smiley Smile, also nach dem verstärkten Rückzug Brian Wilsons, wurden auf den Plattencovern „The Beach Boys“ als Produzenten angegeben, wobei die einzelnen Lieder meistens von einem Bandmitglied oder in Teamarbeit produziert wurden und vor allem Carl Wilson die Führungsrolle übernahm. Nachdem Brian Wilson Mitte der 1970er Jahre wieder zwei Alben produzierte, folgte ihm Alan Jardine und danach Bruce Johnston als Produzent nach. Ab 1985 setzten die Beach Boys zumeist externe Produzenten wie Steve Levine (1985) und Terry Melcher (1986 bis 1993) ein.

Die Beach Boys sorgten ab 1963 für ein weiteres Novum. Sie benutzten nicht das Studio ihrer Plattenfirma für ihre Aufnahmen, sondern setzten durch, sich ihren Aufnahmeort selbst wählen zu dürfen. Selbst die Beatles nahmen zu dieser Zeit nur die hauseigenen Abbey Road Studios der EMI in Anspruch. Bevorzugtes Studio der Beach Boys waren die Western Studios in Los Angeles, aber auch die Gold Star Studios. 1967 errichtete Brian Wilson ein Heimstudio, das die Beach Boys verwendeten. Dieses Studio wurde 1970 als Brothers Studio nach Santa Monica verlegt. 1972 bauten sie ein weiteres Studio in den Niederlanden.

Texte

Die ersten Alben der Band handelten vom unbeschwerten Leben in Kalifornien und Teenagerinteressen wie Surfen, Mädchen und schnellen Autos (Hot Rods). Zu Letzteren zählen das Ford Modell B, das dem Album Little Deuce Coupe den Namen gab, sowie der Ford Thunderbird, den die Protagonistin in Fun Fun Fun vom Nachfolgeralbum Shut Down Vol. 2 fährt. Brian Wilson drückte dies folgendermaßen aus:

Man kann immer über soziale Fragen schreiben, aber wer schert sich drum. Ich mag es, über etwas zu schreiben, was für diese Kids ihre ganze Welt ausmacht.

– Brian Wilson



In My Room war das erste Beispiel für einen eher persönlichen Inhalt. Später behandelten die Texte auch andere Themen und wurden persönlicherer und komplexer. Auf Pet Sounds, das teilweise autobiografische Texte über Liebe, Verlust der Unschuld, Kindheit und Erwachsenwerden beinhaltet, wurde Brian Wilson von Tony Asher als Texter unterstützt. Auf dem zunächst unvollendet gebliebenen Smile-Album entfernte Wilson sich von Themen wie Liebe und Romantik. Seine Gedanken zum American Dream und Transzendentalität wurden von Van Dyke Parks zu surrealen und assoziativ-bildhaften Texten verdichtet, wie sie insbesondere bei Surf’s Up! und Heroes & Villains vorliegen. Mit diesen Themen änderte sich Wilsons Musik und deren Arrangements.

In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre änderte sich die Thematik abermals stark. Neben ihrer Erfahrung mit der Transzendentalen Meditation schrieb vor allem Brian Wilson über Alltagserlebnisse, die sich meistens in seinem Haus abspielten – dies konnte ein Glas Honig sein oder die Vorfreude auf die bevorstehende Vaterschaft. Ebenso schrieb Wilson über seine persönlichen Probleme, was sich in den Liedern Time to Get Alone, Busy Doin’ Nothing und Til I Die manifestierte.

Zu Beginn der 1970er Jahre wurden die Themen wieder ernster. Neben dem Hinweis auf Probleme des Kapitalismus, des Krieges, und der Umweltzerstörung (Beispiel: Don’t Go Near the Water von 1971) wurde ihre Liebe zu Kalifornien thematisiert. Nach den Erfolgen ihrer Hit-Kompilationen setzte Mike Love auf die Nostalgiewelle und versuchte wieder verstärkt, Themen wie Surfen, Sonne, Mädchen und die früheren besseren Zeiten in den Mittelpunkt zu rücken.