ABBA ist eine schwedische Popgruppe, die aus den ehemaligen Paaren Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus sowie Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad besteht und sich 1972 in Stockholm formierte. Sie gehört mit rund 400 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte.
Die Gruppe hat die Geschichte der Popmusik mitgeprägt. Bis in die 1970er Jahre hatte es keine andere Band aus Schweden oder Skandinavien gegeben, der vergleichbare Erfolge gelungen waren. Trotz amerikanischer und britischer Dominanz im Musikgeschäft gelang ABBA ein internationaler Durchbruch. Nach dem Sieg beim Eurovision Song Contest 1974 mit ihrem Titel Waterloo war die Band insbesondere in Europa und Australien sowie später auch in Lateinamerika und Japan erfolgreich. Vor allem in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre galt ABBA wegen der aufwändigen und ausgefeilten Musikproduktionen als Mitbegründer einer neuen internationalen Popmusik. 1982 beendeten die Gruppenmitglieder aufgrund privater Differenzen ihre musikalische Zusammenarbeit. Seit 2018 arbeiten sie wieder zusammen an neuer Musik, die 2021 erscheinen soll.
Zu ihren bekanntesten Songs zählen u.a. SOS, Mamma Mia, Fernando, Dancing Queen, Money, Money, Money, Take a Chance on Me, The Winner Takes It All und Super Trouper. Charakteristisch für die Gruppe waren außerdem ihre für die damalige Zeit ausgefallenen bunt-poppigen Kostüme, die das Quartett bei
Auftritten und in Musikvideos trug. Während Ulvaeus und Andersson hauptsächlich für die Texte und Kompositionen der Songs verantwortlich waren, agierten Fältskog und Lyngstad vorwiegend als Leadsängerinnen.
Das 1992 veröffentlichte Best-of-Album ABBA Gold zählt mit 31 Millionen verkauften Exemplaren zu den weltweit erfolgreichsten Alben und hat maßgeblich zum ABBA-Revival in den 1990ern beigetragen. 1999 hatte das auf ABBA-Songs basierende Musical Mamma Mia! in London Premiere, das bis heute von mehr als 60 Millionen Zuschauern besucht wurde und damit eines der erfolgreichsten Musicals der Welt ist. Die Verfilmung von Mamma Mia! aus dem Jahr 2008 gehört darüber hinaus zu den erfolgreichsten Musicalverfilmungen.
Obwohl es seit ihrer inoffiziellen Trennung vor fast 40 Jahren keine Bandauftritte mehr gibt, ist ihre Musik immer noch populär. So werden ihre Stücke weiterhin in unterschiedlichsten Interpretationen und Coverversionen produziert und meistens sehr erfolgreich vermarktet; seit 2013 gibt es in Stockholm ein ABBA-Museum.
Werdegang
Die Zeit vor der Bandgründung (1966–1972)
Im Juni 1966 lernte Björn Ulvaeus, der zu dieser Zeit als Mitglied der Hootenanny Singers in den schwedischen Folkparks Erfolg hatte, den Musiker Benny Andersson kennen, der Pianist bei den landesweit erfolgreichen Hep Stars war. Bei ihrem zweiten Treffen drei Wochen später schrieben sie nach einer Party in Ulvaeus’ Elternhaus ihr erstes gemeinsames Stück Isn’t It Easy to Say, das später von den Hep Stars veröffentlicht wurde. Die in Norwegen geborene Anni-Frid Lyngstad (Frida) gewann 1967 einen nationalen Talentwettbewerb und wurde in den kommenden Jahren ebenfalls eine bekannte, wenn auch weniger erfolgreiche Jazz- und Folk-Sängerin. Agnetha Fältskog, die während ihrer Solokarriere vor allem schwedische Schlagermusik machte, hatte 1968 ihren nationalen Durchbruch als Sängerin und Komponistin. Fältskog und Ulvaeus trafen sich im selben Jahr mehrmals auf Tourneen.
1969 produzierten Andersson und Ulvaeus für die Künstlerin Brita Borg gemeinsam den Song Ljuva Sextital sowie einen Teil des Soundtracks für den schwedischen Film Inga II und traten nebenbei mehrfach mit dem schwedischen Gesangsduo Svenne & Lotta auf. Lyngstad erreichte im März 1969 bei der schwedischen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest mit dem Lied Härlig Är Vår Jord („Unsere Welt ist herrlich“) den 4. Platz, während Andersson als Komponist antrat. Im Rahmen der Veranstaltung lernten sich Lyngstad und Andersson kennen und begannen kurz darauf eine Liebesbeziehung. Im Mai 1969 wirkten Ulvaeus und Fältskog gemeinsam in einer Fernsehsendung mit und begannen ebenfalls eine Beziehung. Zur selben Zeit verließ Andersson die Hep Stars und verlobte sich im August 1969 mit Lyngstad, die kurz darauf unter seiner Produktion die Single Peter Pan aufnahm.
1970 wurde She’s My Kind of Girl als erste gemeinsame Single von Andersson und Ulvaeus veröffentlicht. Im April 1970 verlobten sich auch Fältskog und Ulvaeus. Nebenbei wirkte Ulvaeus bei Fältskogs Soloalbum Som jag är mit, während Andersson als Produzent von Lyngstads Debütalbum Frida fungierte. Etwa zur selben Zeit nahmen Andersson und Ulvaeus bei Stig Andersons Plattenfirma Polar Music ihr erstes gemeinsames Album mit dem Titel Lycka („Glück“) auf. Mit dieser LP-Produktion begann die Zusammenarbeit mit dem Toningenieur Michael B. Tretow, der später maßgeblich an der Soundentwicklung von ABBA beteiligt war. Unterstützt wurden sie bei einigen Titeln bereits von Fältskog und Lyngstad, die verschiedene Backing Vocals sangen. So gilt der schwedische Song Hej Gamle Man („Hallo, alter Mann“) als erstes Musikstück, bei dem alle vier Mitglieder von ABBA zu hören sind. Auf dessen Singlecover sowie auf dem Album Lycka sind aber nur „Björn Ulvaeus & Benny Andersson“ genannt.
Neben den Aufnahmen inszenierten die vier Musiker im selben Jahr die Show „Festfolk“ und traten am 1. November 1970 in Göteborg zum ersten Mal als Gruppe auf. Einen ihrer ersten gemeinsamen Fernsehauftritte hatten die vier Schweden im Dezember 1970 unter der Bandbezeichnung „Festfolket“ in einer Western-Nostalgierevue, wo sie den US-amerikanischen Songklassiker California, Here I Come in Western-Kostümen präsentierten. Fältskog und Ulvaeus heirateten am 6. Juli 1971 im südschwedischen Verum. 1972 übernahm Fältskog in Göteborg die Rolle der Maria Magdalena in der schwedischen Version des Musicals Jesus Christ Superstar.
Formierung zur Band (1972–1973)
Die Singles von Andersson und Ulvaeus wurden bis auf Hej Gamle Man keine Hits in Schweden. Doch 1972 wurde She’s My Kind of Girl in Japan veröffentlicht und gelangte auf Platz 7 der dortigen Verkaufscharts sowie an die Spitze einiger anderer Hitparaden. Die Tatsache, dass eines ihrer englischen Lieder in einem anderen Land Erfolg hatte, war für die beiden Musiker ein Grund, von da an mehr auf englische Popsongs zu setzen. Durch die Erkenntnis, dass die Stimmen von Fältskog und Lyngstad auf einigen ihrer früheren Stücke gut mit ihren eigenen harmonierten, wollten Andersson und Ulvaeus ihre Lebensgefährtinnen auch in kommende Produktionen mit einbeziehen. Der Titel des ersten Liedes, das die vier Musiker im März 1972 als Gruppe aufnahmen, war People Need Love. Dabei sahen sie sich allerdings nicht als „feste“ Gruppe, denn alle Beteiligten waren parallel mit eigenen Produktionen beschäftigt.
People Need Love wurde im Juni 1972 veröffentlicht, wobei auf dem Cover anstatt eines Bandnamens lediglich ihre Vornamen „Björn & Benny, Agnetha & Anni-Frid“ aufgezählt wurden. Die Single erreichte Platz 17 der kombinierten schwedischen Single- und Album-Verkaufscharts und Platz 3 in der „Tio i Topp“- Hitparade. Diesen verhältnismäßig großen Erfolg nahmen die vier Künstler zum Anlass, auch ein gemeinsames Album aufzunehmen. Zwischen Herbst 1972 und Frühling 1973 wurde Ring Ring produziert, dessen erste Single He Is Your Brother im November 1972 erschien.
Um auf dem deutschen Markt höhere Verkaufszahlen zu erreichen, nahmen sie – wie zu dieser Zeit bei vielen internationalen Künstlern üblich – ihre schwedischen Lieder Hej Gamle Man (Hey, Musikant) und Livet går sin gång (Was die Liebe sagt) sowie die englischsprachigen Songs Ring Ring und Another Town, Another Train (Wer im Wartesaal der Liebe steht) auch mit deutschen Texten auf. Den ersten
Auftritt im deutschen Fernsehen hatte die Gruppe am 6. Januar 1973 in der Musiksendung Disco mit ihrer ersten Single People Need Love. Moderator Ilja Richter stellte die unbekannte schwedische Band namentlich vor, auf der Bühne standen allerdings Björn Ulvaeus, Benny Andersson, Frida Lyngstad und Inger Brundin – eine Freundin von Lyngstad, die ersatzweise für Fältskog auftrat, da diese im achten Monat schwanger war und daher nicht verreisen wollte. Die Band war damals in Deutschland unbekannt, und so fiel der Wechsel niemandem im Publikum auf.
Im Februar 1973 traten die vier Musiker mit dem Lied Ring Ring – Fältskog war zu dieser Zeit im neunten Monat schwanger – als „Publikumsfavorit“ zur schwedischen Vorentscheidung des Eurovision Song Contest an, wurden aber von der Experten-Jury auf den 3. Platz gewählt. Nur wenige Tage später wurde Ring Ring auf Schwedisch und Englisch als Single herausgegeben. Als am 26. März 1973 auch das Album erschien, waren die beiden Singles insgesamt bereits rund 100.000 Mal verkauft worden. Sie belegten gemeinsam mit dem Album die ersten drei Plätze der schwedischen Verkaufscharts. Ring Ring wurde in 15 Ländern veröffentlicht und erreichte auch in Dänemark und Belgien Platz 1 der Singlecharts. Aufgrund des anhaltenden Gruppenerfolges in Skandinavien planten die vier Musiker und ihr nunmehriger Manager Stig Anderson eine erneute Teilnahme am Melodifestivalen im folgenden Jahr.
„Grand Prix“-Sieg und erste internationale Erfolge (1974)
Im September 1973 begannen die vier Künstler mit den Aufnahmen für ihr zweites Album, nachdem kurz davor im Sommer ihr neuer Bandname „ABBA“ beschlossen worden war. Zur selben Zeit wurden sie erneut eingeladen, einen Beitrag für den schwedischen Vorentscheid des Eurovision Song Contests im kommenden Jahr zu schreiben. Im Winter 1973/74 entstand so der Titel Waterloo. Ursprünglich fasste die Gruppe auch das Lied Hasta Mañana ins Auge, da diese Ballade dem Stil der Siegertitel aus den Vorjahren recht ähnlich war und man sich damit große Gewinnchancen erhoffte. Letztendlich entschieden sie sich aber doch für Waterloo, weil es gerade durch seinen neuartigen und innovativen Stil aus dem Balladenschema ausbrach. Zudem sang Fältskog in Hasta Mañana allein die Lead Vocals, während Waterloo ein Duett beider Sängerinnen darstellt und somit ihr Image als Gruppe bestärkte.
Mit Waterloo setzte sich die Gruppe im Februar 1974 zunächst beim Melodifestivalen durch. Am 4. März 1974 wurde sowohl das neue Album, das ebenfalls den Titel Waterloo trug, als auch die Single veröffentlicht. Um sicherzugehen, dass die Band unter ihrem neuen Namen nicht verwechselt werden konnte, wurden ihre Vornamen (Björn, Benny, Agnetha & Frida) in Klammern hinter ihren neuen Namen ABBA gesetzt. Die LP erreichte schnell die Spitze der schwedischen Hitparade und brach den Verkaufsrekord, während die Singles (auf Englisch und Schwedisch) in den kombinierten Single- und Album-Verkaufscharts Platz 2 und 3 belegten. Stig Anderson reiste schon im Vorfeld des Song Contests durch mehrere europäische Länder, um die Single zu platzieren.
Am 6. April 1974 trat ABBA bei der Austragung des „Grand-Prix“-Finales im englischen Brighton an. Nach einem für den Wettbewerb bis dahin musikalisch eher untypischen, aber sehr effektvoll inszenierten Auftritt dominierte ABBA die Punktewertung und belegte unter den 17 teilnehmenden Ländern schließlich mit deutlichem Vorsprung den 1. Platz. Dieser Sieg war der Beginn ihrer internationalen Karriere. Die Single Waterloo wurde in 54 Ländern veröffentlicht
und erreichte in vielen davon vordere Plätze in den Hitparaden. Sie verkaufte sich über 5 Millionen Mal und wurde sogar in den USA zum Top-Ten-Hit. Nach diesem Erfolg erschien in einigen Ländern auch das Album Waterloo, das sich allerdings bis auf wenige Ausnahmen nicht besonders erfolgreich in den Charts platzieren konnte.
Die ebenfalls im April 1974 veröffentlichte Single Honey, Honey war nur noch in Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgreich. Im Sommer 1974 war Aufnahmebeginn für ein nächstes Gruppenalbum, aus dem schon im November die erste Single So Long ausgekoppelt wurde. Zur selben Zeit startete ABBA mit ihrer ersten größeren Europatournee, bei der die Gruppe zwischen 18. und 30. November 1974 auch in sieben deutschen Städten gastierte, u. a. in Frankfurt, Bremen und Hannover. Die Begeisterung beim Publikum war allerdings zurückhaltend, und der erhoffte Erfolg außerhalb Skandinaviens blieb zunächst noch weitgehend aus. Keines der Konzerte war ausverkauft, in der Wiener Stadthalle war beispielsweise weniger als ein Viertel der vorhandenen Plätze belegt. Das Konzert in Düsseldorf sowie das einzige in der Schweiz angesetzte Konzert wurden wegen des schwachen Vorverkaufs sogar abgesagt.
Es gab auch Fernsehauftritte in der DDR: Im November 1974 trat ABBA in der Fernseh-Unterhaltungssendung Ein Kessel Buntes auf. Die Band präsentierte die drei Titel Waterloo, So Long und Honey Honey sowie einen Ausschnitt von Waterloo in der deutschsprachigen Version. Es war einer der wenigen Bühnenauftritte, bei denen Andersson mit auf der Bühne stand und nicht am Klavier saß. Ebenfalls im November 1974 gastierte die Band in der Jugendfernsehsendung Rund des ehemaligen Fernsehsenders DDR 1.
Rückschläge und Rückkehr in die Charts (1975)
In Schweden war ABBA weiterhin sehr populär. Auch die Konzerte auf ihrer Tournee durch Skandinavien im Januar 1975 waren alle ausverkauft. Auf der anderen Seite begann die heimische Presse jedoch zunehmend eine kritische Haltung gegenüber der aufstrebenden Popgruppe einzunehmen, da deren Meinung nach die Gruppe „zu kommerziell“ und die Musik „zu oberflächlich und unkritisch“ war. Nach wie vor arbeitete keiner der Künstler ausschließlich in diesem Gruppenverband, sondern jeder hielt sich zunächst weitere Optionen für seine eigene Karriere offen. So veröffentlichten Fältskog und Lyngstad 1975 jeweils ein schwedisches Soloalbum; außerdem wirkte Lyngstad als Hintergrundsängerin bei der Produktion des Songs Moviestar von Harpo mit.
Die dritte Gruppen-LP mit dem schlichten Titel ABBA erschien am 21. April 1975. Bis Jahresende wurden in Schweden 450.000 Exemplare verkauft, mehr als von jedem anderen Album zu dieser Zeit. Außerhalb Skandinaviens war es jedoch ein Ladenhüter und es schien, als sei die internationale Karriere von ABBA schnell wieder beendet. Die zeitgleich veröffentlichte Single I Do, I Do, I Do, I Do, I Do erreichte zunächst lediglich in der Schweiz und Südafrika Platz 1 der Hitparaden. Auf dem für Popgruppen sehr wichtigen und einflussreichen britischen Markt stießen jedoch weder die Singles noch das neue Album auf große Resonanz, da die Gewinner des „Grand Prix“ (Heute: Eurovision Song Contest) dort als One-Hit-Wonder galten. Währenddessen hatte ABBA auf ihrer Folkpark-Tournee durch Schweden im Sommer 1975 eine Vielzahl von Zusehern und stellte beispielsweise im Stockholmer Vergnügungspark Gröna Lund mit über 19.000 Zuschauern einen Besucherrekord auf. Parallel dazu erschien SOS als dritte Single aus dem Album. Dieser neuartige Poptitel erreichte unter anderem Platz 6 der britischen Charts sowie Platz 1 in Deutschland und war sowohl vom Arrangement als auch von der Soundqualität für ABBA nun richtungweisend für ihre weiteren Songproduktionen.
Neben den Fernsehauftritten, mit denen die Gruppe stets für ihre neuen Alben und Singles warb, wurden zu vier Liedern aus dem neuesten Album Musikvideos produziert, die vor allem für die Ausstrahlung in Ländern außerhalb Europas
gedacht waren. Als Mamma Mia im August 1975 in der australischen Musiksendung Count Down gezeigt wurde, gingen beim Fernsehsender ABC zahlreiche Anrufe mit der Bitte um wiederholte Ausstrahlung ein. Die Anfrage des australischen Plattenlabels RCA bei Polar Music für die Veröffentlichung der entsprechenden Single wurde zuerst abgelehnt, da Stig Anderson der Ansicht war, dass bereits genug Singles aus dem Album ausgekoppelt seien und diese das Album ABBA im Gesamten bewerben sollten. Die Veröffentlichung von zu vielen Singles würde nur bewirken, dass der Gewinn durch Alben zurückgehe, welche die Haupteinnahmequelle der Plattenfirma seien. Die Anfragen von RCA sowie die immense Nachfrage des australischen Publikums ließen jedoch nicht nach, weswegen Polar Music letztendlich einer Singleveröffentlichung zustimmte.
Durch das rasant gestiegene Interesse an der bis dahin unbekannten, schwedischen Gruppe erreichte I Do, I Do, I Do, I Do, I Do im Oktober 1975 die australische Chartspitze. Drei Wochen später löste Mamma Mia sie ab und belegte für zehn Wochen Platz 1, wodurch sie zu einer der erfolgreichsten Singles des Jahres wurde. In der Folge erschien Mamma Mia auch international und kam unter anderem in Deutschland und Großbritannien ebenfalls bis an die Spitze der Charts. Zudem veröffentlichte die Gruppe im November 1975 ihre erste Kompilation mit dem Titel Greatest Hits, in einigen Ländern unter The Best of ABBA. Dieses Album verhalf ABBA auch auf dem LP-Markt zum internationalen Durchbruch und wurde zu einem der größten Verkaufserfolge ihrer Karriere. Allein in Schweden hielt es die Spitzenposition der Albumcharts für acht Wochen und verkaufte sich fast 300.000 Mal. In Großbritannien wurde es zum zweit-erfolgreichsten Album der 1970er, während es in Australien mit über einer Million verkauften Exemplaren einen neuen Verkaufsrekord aufstellte. 1981 war es in einer offiziellen Statistik von Polar Music mit über 7 Millionen Exemplaren das meistverkaufte Album der Gruppe.
Höhepunkt der internationalen Karriere (1976–1977)
Mit dem großen Erfolg von Mamma Mia und Greatest Hits begann 1976 die erfolgreichste Zeit von ABBA. Die große Popularität der Gruppe führte in Australien und Großbritannien zur Abbamania bzw. zum „ABBA-Fieber“. Als erste Single des Jahres veröffentlichte ABBA im März 1976 das neue Stück Fernando. Dieser Song war zuvor mit schwedischem Text für Lyngstads Soloalbum Frida ensam („Frida allein“) geschrieben worden. In seiner englischen ABBA-Version wurde Fernando zu einem weltweiten Hit und verkaufte sich allein in Deutschland über 600.000 Mal. Dort hatte die Gruppe im selben Jahr vier Nummer-eins-Singles, was außer den Beatles bisher keiner anderen Band gelang. Als eine der ersten Singles in Deutschland wurde Fernando vom Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet, während sie in Australien 14 Wochen hintereinander Platz 1 belegte und zur bis dahin meistverkauften Single des Landes wurde.
Auch durch Promotionreisen und TV-Specials stieg die internationale Beliebtheit der Band. In Australien hatte die Fernsehshow The Best of ABBA bei ihrer Ausstrahlung eine Einschaltquote von 58 Prozent und damit mehr als die Übertragung der Mondlandung 1969. Die deutsche TV-Sendung Musikladen widmete ABBA als einziger Band eine komplette Folge und in Schweden wurde das TV-Special ABBA-Dabba-Doo produziert, welche das Publikum zur besten Sendung 1976 kürte. Zahlreiche Fernsehauftritte in Europa, wie den britischen Top of the Pops oder der deutschen Disco, warben für die Singles der Gruppe.
Mehrmals reiste sogar ein australisches TV-Team nach Stockholm, um die vier Schweden zu interviewen. Mit dem japanisch-australischen Elektrogerätehersteller National schloss ABBA im Sommer 1976 einen Vertrag für eine umfangreiche Werbekampagne, in der die vier Schweden als Testimonials eingesetzt wurden. ABBA erhielt für diesen Werbevertrag laut Zeitungsberichten eine Million australische Dollar. Neben fünf verschiedenen Werbespots, in denen ein Werbesong zur Melodie von Fernando zu hören ist, gab es auch Anzeigen, Prospekte und weitere Werbemittel mit Motiven der Bandmitglieder.
Am 18. Juni 1976 führte ABBA in der Königlichen Oper in Stockholm ihren neuen Titel Dancing Queen auf, der eigentlich seit Jahresbeginn fertig und bereits im deutschen TV präsentiert worden war. Es war der Vorabend der Hochzeit des schwedischen Königs Carl Gustaf und seiner Verlobten Silvia Sommerlath, auf dem sich die vier Mitglieder in spätbarocken Kostümen präsentierten. Dancing Queen erschien am 16. August 1976 auf dem Markt und wird häufig als der typische, eingängigste und populärste Disco-Poptitel der Gruppe bezeichnet. Auf dem Cover wurde erstmals das ABBA-Logo mit dem spiegelverkehrten „B“ verwendet. Auch diese Single avancierte zum Bestseller und verkaufte sich weltweit über 6 Millionen Mal. In Australien, Großbritannien und Schweden stieg sie innerhalb weniger Wochen auf die Spitzenposition und erreichte im April 1977 als erster und einziger ABBA-Titel Platz 1 der US-Charts.
Am 11. Oktober 1976 brachte die Gruppe das Album Arrival auf den Markt, das alleine in Australien 600.000 Mal vorbestellt war. Auch in Deutschland wurden bereits zum Verkaufsstart über 500.000 Stück an den Handel ausgeliefert, während Polen sein Kontingent von 800.000 Schallplatten mit „Westmusik“, die jährlich importiert werden durften, nur für dieses eine Album verwendete. Die Gruppe reiste sogar extra nach Polen, um für Arrival zu werben und produzierte ein eigenes TV-Special. In anderen Ostblockländern war ABBA ebenfalls sehr beliebt und musikalisch erfolgreich. Jedoch hielt sich ihr kommerzieller Erfolg dort in Grenzen, da die jeweiligen Landeswährungen nur beschränkt konvertierbar waren.
Durch weitere Promotionreisen in die USA, nach Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande wurden die neuen Singles Money, Money, Money und Knowing Me, Knowing You ebenfalls zu internationalen Hits. In den Niederlanden hatte ABBA mittlerweile mehr Platten verkauft als jede andere Band zuvor.
Die ABBA-Welttournee durch Europa und Australien wurde seit November 1976 vorbereitet und war bereits seit Monaten überall ausverkauft. Allein für die zwei Konzerte in der Royal Albert Hall in London am 14. Februar 1977 mit insgesamt 12.000 Plätzen gab es mehr als 3,5 Millionen Ticketanfragen. Die Europatour begann am 28. Januar 1977 in Oslo und beinhaltete 16 weitere Konzerte in Schweden, Dänemark, Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Großbritannien vor über 84.000 Zusehern. Darunter waren auch weitere fünf Konzerte in Deutschland, u.a. in Essen und Köln.
In Australien erreichte die Abbamania ihren Höhepunkt: Die Gruppe gab innerhalb von neun Tagen insgesamt elf Konzerte in Sydney, Melbourne, Adelaide und Perth, die allesamt ausverkauft waren und 145.000 Zuschauer hatten. Dies entsprach damals 1 Prozent der australischen Bevölkerung und stellte die bis dahin größte Konzertreise des Landes dar. Da sechs Freiluftkonzerte darunter waren, verfolgten außerhalb der Absperrungen viele tausend weitere Zuseher die Auftritte. Daneben entstand unter der Regie von Lasse Hallström der Spielfilm ABBA − The Movie, der ursprünglich nur eine Tourneedokumentation werden sollte. Neben der Haupthandlung um den Reporter Ashley sind daher viele Konzertmitschnitte aus Australien und Eindrücke der dort herrschenden Fanhysterie zu sehen.
Als die Band nach ihrer Tournee nach Schweden zurückkehrte, widmeten sich die Musiker vor allem weiteren Dreharbeiten sowie der Komposition neuer Lieder. Aufgrund ihrer vielfachen Verpflichtungen waren sie einem zunehmenden Zeitdruck ausgesetzt. Fältskog arbeitete trotz ihrer zweiten Schwangerschaft bis zu zwölf Stunden täglich, was im Sommer 1977 beinahe zu einer Fehlgeburt führte. Die Arbeiten am fünften ABBA-Album verzögerten sich daher für einige Wochen. Als erstes Lied der neuen Platte wurde im Oktober 1977 The Name of the Game veröffentlicht, das als sechste ABBA-Single die britische Chartspitze erreichte.
ABBA – The Album erschien am 12. Dezember 1977 zunächst in Skandinavien. Während Arrival ein typisches Pop-Album mit Disco-Klängen war, waren auf der neuen LP überwiegend „reifere“ Songs zu hören. In der Umgebung Stockholms wurden vier Presswerke beauftragt, um insgesamt 760.000 Exemplare des Albums herzustellen. Die Weltpremiere von ABBA – The Movie fand am 15. Dezember 1977 in den australischen Städten Sydney und Perth statt, an dem auch ihr Manager Stig Anderson teilnahm. Die Begeisterung für ABBA hatte in Australien allerdings merklich nachgelassen, weswegen der Film keine großen Einnahmen an den Kinokassen erzielte. Europapremiere war am 26. Dezember 1977 in Stockholm.
Promotionreisen und erste private Krisen (1978)
Zu Beginn des Jahres 1978 zog sich vor allem Fältskog vermehrt aus der Öffentlichkeit zurück. Das große mediale Interesse am neuen ABBA-Album machte aufwändige Promotionstouren nicht notwendig, sodass die Band erst im Februar 1978 nach Großbritannien reiste, um der Premiere von ABBA − The Movie beizuwohnen. Die Single Take a Chance on Me und ABBA – The Album belegten mittlerweile beide die Spitze der britischen Charts und wurden mit Platin ausgezeichnet. Im Anschluss unternahm ABBA auch eine Promotionstour nach Deutschland, wo das Album mit Gold ausgezeichnet wurde. Als letzte Single aus dem Album erschien im Mai 1978 Eagle, dessen Spieldauer für diese Veröffentlichung auf eine „radiofreundliche“ Länge reduziert wurde. Zur selben Zeit befand sich die Ehe von Fältskog und Ulvaeus bereits in einer schweren Krise. Die Spannungen führten auch zu lautstarken Auseinandersetzungen der beiden im Aufnahmestudio, was die Zusammenarbeit massiv erschwerte.
Trotz der schwierigen Situation innerhalb der Band reiste ABBA Ende April 1978 für zwei Wochen in die USA. Nachdem drei Promotionreisen in den vergangenen Jahren hier nicht den gewünschten Durchbruch gebracht hatten, arbeitete Stig Anderson zusammen mit Atlantic Records eine 500.000 US-Dollar teure Werbekampagne aus. Am Sunset Strip in Los Angeles wurde eine Reklametafel angebracht, die ABBA als umsatzstärkste Band in der Geschichte der Studiomusik anpries. Zudem trat die Gruppe in einer Show mit Olivia Newton-John und Andy Gibb auf, wo sie eine Jamsession abhielt und einige ihrer Songs präsentierte. Besonders Take a Chance on Me profitierte davon, erreichte Platz 3 der Billboard Hot 100 und wurde mit Gold ausgezeichnet. Auch die beiden Alben Greatest Hits und ABBA – The Album stiegen in die US-Charts ein und erreichten Platin-Status. Zwischen Mai 1977 und Mai 1978 erwirtschaftete Polar Music hauptsächlich mit ABBA einen Gewinn von 50 Millionen Kronen, was laut Billboard-Magazin umgerechnet 12 Millionen $ entsprach.
Am 18. Mai 1978 eröffneten die Polar Music Studios in der Eriksgatan in Stockholm. Nachdem die bisherigen Aufnahmen für ihr nächstes Album wenig zufriedenstellend verlaufen waren, bot sich der Band nun ein beständiges Arbeitsumfeld. Seit Jahresbeginn waren mehrere Songs komponiert und produziert, viele davon aber auch wieder verworfen worden. Auch die Eheprobleme von Fältskog und Ulvaeus überschatteten die Aufnahmen. Im Sommer 1978 unternahmen sie eine Paartherapie, die aber keine Änderung der Situation bewirkte. Der Öffentlichkeit gegenüber traten die beiden zunächst weiterhin als Paar auf. Im September 1978 wurde Summer Night City als erster Song der Aufnahmesessions veröffentlicht. Diese Single erreichte aber nicht die aus den vergangenen Jahren gewohnten Charterfolge, so dass der Song auch nicht für die geplante LP berücksichtigt wurde. Jerry Greenberg, der zuständige Manager bei Atlantic Records, wollte die Single in den USA erst gar nicht veröffentlichen, so lange kein Album angekündigt wurde.
Am 6. Oktober 1978 heirateten Lyngstad und Andersson nach neunjähriger Verlobung. Einen Monat später unternahm ABBA eine weitere Promotionreise nach Japan, wo neben Fernsehauftritten, Radio- und Fernsehinterviews ein eigenes TV-Special gedreht wurde, das die Popularität der Band in Japan erhöhte. Bis zum Erscheinen ihres nächsten Albums wurden in Japan mehr als 5 Millionen ABBA-Tonträger verkauft. Am 25. Dezember 1978 verließ Fältskog mit ihren Kindern die gemeinsame Villa mit Ulvaeus und zog in das nahegelegene Gästehaus von Polar Music. Vorerst hatte die private Trennung von Ulvaeus und Fältskog aber keine Auswirkungen auf den Fortbestand der Gruppe.
Neue Welthits und letzte große Erfolge (1979–1980)
Am 8. Januar 1979 stellte die Gruppe im Rahmen einer UNICEF-Gala in New York ihren neuen Song Chiquitita offiziell vor, der eine Woche später als Single veröffentlicht wurde. Da viele Kritiker bereits nicht mehr an eine erfolgreiche Fortsetzung der ABBA-Karriere glaubten, war es für die Gruppe zu diesem Zeitpunkt enorm wichtig, wieder einen Welthit zu veröffentlichen. Aufgrund seines lateinamerikanischen Einflusses nahm ABBA Chiquitita auch mit spanischem Text auf. Diese Version wurde zu einem der größten Hits Lateinamerikas bis dahin und verkaufte sich alleine in Argentinien über 500.000 Mal. Auch in vielen europäischen Ländern wurde der Song ein Hit, so beispielsweise in Spanien, wo die Single Platz 1 erreichte und für 100.000 verkaufte Stück mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet wurde. Die gesamten Einnahmen aus dem Verkauf dieser Single spendete ABBA an UNICEF, die seither auch Inhaber der Lizenzrechte an diesem Lied ist. Bis 2004 brachte es der Organisation schätzungsweise eine Million Pfund ein.
Im Februar 1979 reiste ABBA für einige Tage in die Schweiz um das Fernsehspecial ABBA in Switzerland zu drehen, wobei u.a. ein Musikvideo für Chiquitita entstand. Die Gruppe stellte im Rahmen der Bühnenauftritte auch einige Lieder ihres neuen Albums Voulez-Vous vor. Die neue LP erschien am 23. April 1979 und enthielt acht Lieder, die vom Arrangement schon weitgehend den damaligen Disco-Songs entsprachen. Neben Chiquitita befand sich mit I Have a Dream lediglich eine weitere Ballade auf der Titelliste. Im Laufe des Jahres wurden drei Singles aus dem Album ausgekoppelt, darunter Does Your Mother Know und Voulez-Vous, die in mehreren Ländern weltweit in die Top 10 der Charts gelangten. Das Album erreichte neben Schweden und Großbritannien auch in Japan die Spitze der Albumcharts. Im Herbst 1979 erschien außerdem die Kompilation Greatest Hits Vol. 2, einhergehend mit der neuen Single Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight), die in sechs Ländern die Charts anführte.
Im Spätsommer 1979 begab sich ABBA auf eine weitere große Tournee mit sehr aufwändiger Bühnenkulisse, die sie zunächst nach Nordamerika und Europa führte. Sie begann am 13. September 1979 in Edmonton (Kanada) vor 15.000 Zuschauern und umfasste 25 Songs, hauptsächlich von ihren Alben Arrival, The Album und Voulez-Vous. Während dieser Tournee kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall: Am 3. Oktober 1979 flog die Gruppe von New York nach Boston und geriet dabei in schwerste Unwetter, sodass das Flugzeug beinahe abgestürzt wäre. Es landete in der US-amerikanischen Stadt Manchester und die Gruppe setzte die Reise in einem Van fort, wodurch das Konzert in Boston erst mit 90-minütiger Verspätung beginnen konnte. Obwohl Fältskog, die seit Jahren unter Flugangst litt, abends auf der Bühne stand, war sie am nächsten Tag noch so traumatisiert, dass das nächste Konzert in Washington D.C. abgesagt werden musste. Auch an einem Empfang im Weißen Haus am 5. Oktober 1979 konnte Fältskog aufgrund der Nachwirkungen ihrer Angstattacke nicht teilnehmen.
Mitte Oktober startete die dritte Europatournee von ABBA in Göteborg in Schweden und führte sie für weitere fünf Konzerte auch nach Deutschland, darunter Dortmund und Böblingen bei Stuttgart. Die Tournee endete am 15. November 1979 mit dem Abschlusskonzert in Dublin und war in fast 40 Konzerten, die während der beiden Abschnitte stattgefunden hatten, von über 300.000 Zuschauern verfolgt worden. Die insgesamt sechs Konzerte in der Wembley Arena in London wurden überdies gefilmt und für die Dokumentation ABBA In Concert zusammengeschnitten. Ein Mitschnitt des kompletten Konzerts vom 10. November 1979 wurde 2014 unter dem Titel ABBA Live at Wembley Arena als Doppel-CD veröffentlicht. Im März 1980 unternahm die Gruppe noch eine Tournee durch Japan, wo sie u.a. sechsmal im Nippon Budōkan in Tokio auftraten. Die insgesamt elf ausverkauften Konzerte wurden von mehr als 100.000 Zuschauern verfolgt.
Anfang 1980 reisten Andersson und Ulvaeus nach Barbados und begannen im Zuge dessen auch Lieder für ein neues Album zu komponieren. Währenddessen nahmen Fältskog und Lyngstad acht weitere ABBA-Songs mit spanischen Texten auf, nachdem 1979 auch I Have a Dream in seiner spanischen Fassung (Estoy soñando) veröffentlicht worden war und sich wie Chiquitita sehr gut in spanischsprachigen Ländern verkauft hatte. Im Juni 1980 erschien das Album Gracias por la música, das insbesondere für den lateinamerikanischen Markt hergestellt worden war und alle zehn bis dahin aufgenommenen Lieder der Gruppe mit spanischen Texten enthielt. Obwohl Ulvaeus und Andersson an diesem Projekt nur wenig beteiligt waren, wurde das Album ein großer Erfolg. Es erreichte in Argentinien, Mexiko und Spanien die Top Five der Albumcharts und kam in Japan in die Top 30.
Die Aufnahmen für das nächste Album Super Trouper begannen im Februar 1980 und gingen vergleichsweise zügig voran. Bereits im Juli 1980 erschien mit The Winner Takes It All die erste Single aus diesen Sessions und wurde in 21 Ländern zum Top-Ten-Hit, darunter auch in den USA. Der Song wird oft zu den ABBA-Songs mit dem besten Text gezählt, obwohl der Songschreiber Björn Ulvaeus laut eigenen Angaben lediglich eine Stunde dafür benötigt hatte. Fältskog und Ulvaeus wurden am 2. Juli 1980 offiziell geschieden. Das neue Album wurde am 3. November 1980 veröffentlicht und war alleine in Großbritannien 1 Million Mal vorbestellt, was es letztlich zum meistverkauften Album des Jahres machte. Der Titel bestand bereits, als die Idee des gleichnamigen Liedes noch nicht aufgekommen war. Bis Jahresende wurden weltweit 4 Millionen Exemplare der LP verkauft. Auch die Single Super Trouper war in vielen Ländern ein Nummer-eins-Hit, darunter in Deutschland und Großbritannien.
Ende der aktiven Zeit (1981–1982)
Nachdem die Scheidung von Fältskog und Ulvaeus im Juli 1980 rechtskräftig geworden war, trennten sich im Februar 1981 auch Lyngstad und Andersson. Dennoch wollten die vier Mitglieder ihre gemeinsamen Projekte nicht aufgeben und so begann ABBA im März 1981 die Aufnahmen zu ihrem achten und letzten Album The Visitors. Bereits im April 1981 wurden in einem TV-Special mit dem US-amerikanischen Moderator Dick Cavett zwei neue Songs aus den Sessions vorgestellt. Die LP erschien schließlich am 30. November 1981 und beinhaltete neun Stücke, mit denen die Gruppe ihren Musikstil deutlich weiterentwickelt hatte. Die Songs klingen zum Teil schwermütig und düster; die Texte sind tiefgründig, erzählen von Abschiedsschmerz und Kriegsangst. Selbst die Lieder mit fröhlicheren Elementen haben einen melancholischen Unterton. Kein Lied auf dem Album wurde von Fältskog und Lyngstad durchgängig gemeinsam gesungen, lediglich im Refrain der Lieder sind beide zu hören. Mit Like an Angel Passing Through My Room wurde erstmals ein Song komplett von Lyngstad alleine gesungen. Mit der Single One of Us konnte sich ABBA überdies ein letztes Mal in den britischen Top Five und an der deutschen Chartspitze platzieren. Das Album The Visitors war eine der ersten Audio-CDs in der Musikgeschichte.
Im Januar 1982 unterstützte ABBA zusammen mit Künstlern wie Paul McCartney und Frank Sinatra sowie hochrangigen Politikern wie dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan, der britischen Premierministerin Margaret Thatcher und dem damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Schmidt die Initiative Let Poland be Poland, die im Rahmen einer Benefiz-Gala vom amerikanischen Fernsehen in über 40 Länder übertragen wurde. Dabei wurden die kommunistischen Staatsführungen der Volksrepublik Polen und der UdSSR u.a. für ihre Repressionen gegen die polnische Freiheits- und Streikbewegung Solidarność kritisiert. Andersson erwähnte in seiner Botschaft indirekt auch Unterdrückungen in El Salvador durch die US-Regierung, die aus dem fertigen Beitrag aber kurzfristig herausgenommen wurde.
Im Frühjahr 1982 ging ABBA ein weiteres Mal als Gruppe ins Studio, um ein neues Album aufzunehmen. Doch schnell verließ die vier die Lust an dem Projekt. Vor der Sommerpause waren lediglich drei Stücke aufgenommen: Just Like That, You Owe Me One und I Am the City. In diesen Aufnahmen kam ihr bisheriger Musikstil wieder mehr zum Ausdruck, es gab mehr gemeinsame Liedpassagen, und die Stücke waren alle wieder etwas fröhlicher. Parallel dazu nahm Lyngstad ihr erstes englisches Soloalbum Something’s Going On mit Phil Collins als Produzent auf, Fältskog spielte in dem schwedischen Film Raskenstam mit und Andersson und Ulvaeus planten, gemeinsam ein weiteres Musical zu komponieren. Immer häufiger wurde in den Medien nun über eine bevorstehende Trennung der Gruppe spekuliert, was die vier Bandmitglieder zu diesem Zeitpunkt aber stets dementierten.
Auch wenn die einzelnen ABBA-Mitglieder von Zeit zu Zeit ihre eigenen Projekte haben, besteht keine Absicht, die Gruppe aufzulösen.
Presseerklärung vom 14. Juni 1982 (Görel Hanser)
So traffen sich die vier Mitglieder im August 1982 noch einmal im Studio, um weitere Songs aufzunehmen. Von den drei neuen Stücken wurden The Day Before You Came und Under Attack als Singles und auf dem Album The Singles – The First Ten Years veröffentlicht, das im November 1982 erschien. Die Stücke Cassandra und You Owe Me One wurden als B-Seiten der beiden Singles genutzt. Am 6. November 1982 waren die vier ABBA-Mitglieder in der britischen Fernsehsendung The Late Late Breakfast Show von Noel Edmonds zu Gast und wurden im Interview nach ihren Lieblingsliedern gefragt. Fältskog nannte Fernando, Lyngstad Dancing Queen, Andersson Chiquitita und Ulvaeus The Winner Takes It All. In einem späteren Interview sagte Fältskog, dass rückblickend betrachtet The Winner Takes It All ihr Lieblingslied von ABBA sei. In der gleichen Sendung verneinten Andersson und Ulvaeus die Frage nach einer möglichen Trennung der Band, über die bereits in mehreren Zeitungen spekuliert wurde.
ABBAs erster und einziger Live-Auftritt im westdeutschen Fernsehen am 11. November 1982 im Show-Express mit Michael Schanze war der letzte gemeinsame Bühnenauftritt in Deutschland und der vorletzte Bühnenauftritt überhaupt. Ein bereits zwei Jahre zuvor geplanter Auftritt im Showexpress hatte wegen einer Entführungsdrohung an die ABBA-Mitglieder kurzfristig abgesagt werden müssen und war durch eine 20-minütige Live-Schaltung nach Schweden ersetzt worden.
Am 11. Dezember 1982 trat ABBA mit den Liedern I Have a Dream und Under Attack in The Late Late Breakfast Show ein letztes Mal gemeinsam als Gruppe auf. Allerdings waren sie in einem Studio in Stockholm und wurden via Satellit live zugeschaltet. Im Interview kündigten die Künstler „eine Pause“ für ABBA an, was rückblickend jedoch lange Zeit als die Trennung der Band angesehen wurde. Denn nach 1982 arbeiteten die Mitglieder an eigenen Musik-Projekten: Lyngstad (jetzt als Frida) und Fältskog nahmen englischsprachige Soloalben auf, Ulvaeus und Andersson schrieben die Musicals Chess (Texte von Tim Rice) und Kristina från Duvemåla. Offiziell wurde die Band jedoch nicht aufgelöst.
„Pause“ seit 1983
Seit ihrer Trennung kamen regelmäßig Gerüchte über eine mögliche Wiedervereinigung der Band auf, die von den ehemaligen Mitgliedern jahrzehntelang immer wieder kategorisch ausgeschlossen wurde, obwohl sie in den ersten Jahren nach dem letzten Auftritt weiterhin stets von einer „Pause“ sprachen. So gab Fältskog schon im Mai 1983 in der britischen Fernsehsendung Breakfast Time an, dass ABBA momentan pausiert, jedoch weiter zusammenarbeiten würde. 1984 waren Lyngstad, Ulvaeus und Andersson in der deutschen Fernsehsendung Na sowas! zu Gast, wobei auch Ulvaeus im Interview betonte, dass die vorübergehende Trennung der Gruppe lediglich eine Pause sei, sie allerdings nicht wüssten, wie lange diese Pause sein würde. 1985 lehnte die Gruppe eine Wiedervereinigung für einen gemeinsamen Auftritt beim Live-Aid-Konzert im Juli 1985 ab, das von dem Musiker Bob Geldof aus Anlass einer akuten Hungersnot in Äthiopien organisiert wurde.
Im Januar 1986 sang ABBA in der schwedischen Fernseh-Show Här Ar Ditt Liv, die ihrem früheren Manager Stig Anderson gewidmet war, den ersten von ihm produzierten Hit Tivedshambo. Dieser Auftritt wurde im Dachgeschoss der Polar-Music-Büros in Stockholm gedreht und ist der bisher letzte gemeinsame Fernsehauftritt von ABBA. Im August 1986 brachte Polar Music das Album ABBA Live auf den Markt, dessen Songs u.a. auf der Australien-Tour 1977, auf der Welttour 1979 und in der Fernsehshow Dick Cavett meets Abba Ende April 1981 aufgenommen worden waren. Für das Livealbum gab es jedoch keine Promotiontermine mit den früheren Bandmitgliedern, was zu seinem kommerziellen Misserfolg beitrug. Trotzdem führte die Veröffentlichung weltweit zu vielfältigen Spekulationen über eine unmittelbar bevorstehende Wiedervereinigung der Gruppe. Gegen Ende der 1980er waren viele ABBA-Tonträger vergriffen und wurden aufgrund des weitgehend veränderten Musikgeschmacks nicht mehr produziert.
Zu Beginn des Jahres 2000 berichtete die schwedische Boulevardzeitung Aftonbladet, dass ABBA von einem amerikanischen Konsortium ein Angebot über eine Milliarde US-Dollar für eine Welttournee mit 100 Konzerten erhalten und abgelehnt habe. Am 6. April 2004 – dem 30. Jahrestag des „Grand-Prix“-Sieges mit dem Lied Waterloo und dem fünften Jahrestag der Musicalaufführung von Mamma Mia! in London – wurden die vier Musiker zu einer Jubiläumsfeier im Prince Edward Theatre eingeladen. Es kamen aber nur Lyngstad, Andersson und Ulvaeus. Fältskog hatte ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt. Nach der Musical-Vorstellung gingen die drei Bandmitglieder auf die Bühne und bekamen von Universal Music eine symbolische Auszeichnung für die Vielzahl verkaufter ABBA-Tonträger überreicht. Wenige Tage zuvor hatte während der Live-Übertragung der Vorausscheidung zum Eurovision Song Contest ein mit Karikatur-Puppen dargestelltes Video (ABBA – The Last Video Ever) Weltpremiere. Obwohl es keinen gemeinsamen Aufnahmetermin gab, sind durch die eingesetzte Produktionstechnik alle vier ehemaligen Bandmitglieder auch wenige Sekunden als Real-Personen im Film zu sehen.
Im März 2010 erschienen Lyngstad und Andersson zur Aufnahme von ABBA in die Rock and Roll Hall of Fame im Waldorf Astoria in New York. In seiner Rede antwortete Andersson auf die Frage der Times, ob die Gruppe vor einem ausgewählten Publikum live auftreten würde, mit: „Klar, warum eigentlich nicht?“ Dies führte erneut zu Spekulationen um ein ABBA-Comeback, insbesondere im Zusammenhang mit der Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria. Genau 34 Jahre zuvor hatte ABBA zu Ehren von Königin Silvia ihren Hit Dancing Queen im schwedischen Fernsehen aufgeführt. Im selben Jahr sagte auch Fältskog in einem Interview, „eine Wiedervereinigung zu einer einmaligen Gelegenheit, vielleicht für einen guten Zweck, ist etwas, was wir meiner Meinung nach alle erwägen könnten.“
2011 wurde erneut über einen möglichen Auftritt bei der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton spekuliert. Der Welt am Sonntag gegenüber sagte Fältskog im November 2013 auf die Frage, ob es anlässlich des 40-Jahre-Jubiläums des Sieges beim Eurovision Song Contest 1974 Pläne für eine Wiedervereinigung gibt: „Ich weiß, dass es einige Pläne gibt.“ (“I know, there are some plans going on.”) Am 14. Dezember 2013 war Björn Ulvaeus bei Wetten, dass..? zu Gast. Auf die Frage der Co-Moderatorin Michelle Hunziker, ob er noch Kontakt zu den anderen Gruppenmitgliedern habe, antwortete er, sie hätten sich zwei Wochen zuvor getroffen und über eine Wiedervereinigung geredet: „Aber leider [gibt es] keine Wiedervereinigung. Ich möchte, dass die Leute uns als die junge, dynamische Gruppe in Erinnerung behalten, die wir einmal waren.“
Am 20. Januar 2016 erschienen alle ABBA-Mitglieder zur Eröffnung der von Ulvaeus mitorganisierten Show Mamma Mia! The Party. Es war das erste Mal seit 1986, dass Fältskog, Lyngstad, Andersson und Ulvaeus zu viert nebeneinander öffentlich auftraten. Von der Presse ließen sich die vier allerdings nicht gemeinsam fotografieren. Im Juni 2016 traten alle vier gemeinsam auf einer privaten Party im Hotel Berns in Stockholm auf und sangen das Lied The Way Old Friends Do. Am 27. April 2018 gaben die vier Mitglieder 35 Jahre nach ihren letzten Aufnahmen überraschend bekannt, gemeinsam zwei neue Songs mit den Titeln I Still Have Faith In You und Don’t Shut Me Down aufgenommen zu haben. Einer davon sollte im Dezember 2018 bei einer von NBC und BBC produzierten TV-Show von Hologrammen der Künstler mit deren Aussehen aus dem Jahr 1979 aufgeführt werden. Ab Frühjahr 2019 sollten diese Hologramme eine Tournee, unter anderem in Australien, absolvieren. Letztendlich fand 2018 weder die Veröffentlichung, noch die angekündigte Hologramm-Tournee statt. Auch 2019 und 2020 wurde die Veröffentlichung der neuen Songs wiederholt verschoben. In einem Interview mit The New York Times vom 7. Mai 2021 verlautbarte Björn Ulvaeus, dass im Herbst desselben Jahres neue Musik von ABBA herauskommen würde.